Tag des offenen Denkmals 2017 - MACHT UND PRACHT

Auch in Osterwieck? Ein Rundgang durch die Stadt wird diese Frage schnell beantworten.
Die Alte Vogtei ist als Sitz des Stadtvogts und bischöflicher Herrschaftsbau von 1533 ein massiver Steinbau mit aufgesetztem Fachwerkgeschoss, an dem sich die heute ältesten nachweisbaren Fächerrosetten über den Balkenköpfen befinden. Hier war der Ort der Rechtsprechung.

Der an Besitz und Macht reiche Lippold XIII. v. Rössing ließ 1530 den ältesten Bauteil seines Adelssitzes errichten, den sein Sohn Ludolph I. 1579 zum Bunten Hof erweiterte, einem prächtigen mit Arkaden und Inschriften geschmückten Fachwerkbau mit Rittersaal und Treppenturm.

Das prächtige Mittelschiff der Stephanikirche wurde 1557 erbaut, die Mittel dazu kamen zu fast 90 % allein vom Rat der wohlhabenden Stadt.
Und dass die einflussreichen Ratsherrn- und Bürgermeisterfamilien auch noch zu denen gehörten, die 1667 die Nikolaikirche neu ausgestaltet haben, zeigt ein Besuch dieser Kirche.

Angesichts so beeindruckender Macht- und Prachtdemonstration wollten sich die Osterwiecker Bürger, die als Bürgermeister, Bau- und Mühlenherrn oder Kämmerer dem Rat der Stadt angehörten, und es als Schmiede und Schlosser, Bierbrauer, Knochenhauer, Gerber, Tuchhändler und Kaufleute sowie Ackerbürger und Waldbesitzer zu großem Wohlstand gebracht hatten, nicht lumpen lassen.

Ebenso wie das Alte Rathaus, 1554 aus Stein errichtet, beeindrucken die von ihnen und den Gilden errichteten Fachwerkhäuser durch ihre Größe, den reichen Fassadenschmuck und kunstvoll geschnitzten Inschriften.

Das sogenannte Eulenspiegelhaus von 1534 ist ein besonderes Beispiel dafür. Mit seinem Schnitzwerk, einem schönen Laubstab, Gardinenbogen-Fenstern und der Inschrift „Verbum Domini manet in Eternum“ (Gottes Wort bleibt in Ewigkeit) hat erkennbar die Reformation Einzug in Osterwieck gehalten.